Kühler Morgen mit tollen Beobachtungen

Lohnt es sich am Sonntagmorgen um 7 Uhr bei minus 5 Grad, bedecktem Himmel und angekündigter Bise an eine Vogelexkursion von BirdLife St. Gallen-Bodensee zu gehen? Das haben sich wohl einige der 20 Teilnehmer an diesem 6. März auch gedacht.

Gleich zu Beginn vernahmen wir dir Rufe des Grünspechts. Zu unserer Freude flog er direkt in einen Baum vor uns und konnte wunderbar durch das Spektiv beobachtet werden. Da der Bartstreif schwarz war, musste es sich um ein Weibchen gehandelt haben. Es sang lautstark, was ja sonst hauptsächlich den Vogelmännchen vorbehalten ist.

In den Vorgärten der Häuser tummelten sich Buchfinken, Blau- und Kohlmeisen. Grünfinken sangen wiederholt ihre Absturz-Strophe und waren im aufkommenden Sonnenlicht prächtig anzuschauen. Erlenzeisig suchten ihr Futter in Fichten und Föhren. Plötzlich ertönte der quäkende Ruf des Bergfinken. Auch er präsentierte sich wunderschön und bereits im Prachtkleid. Eigentlich braucht er dieses dann erst im hohen Norden wenn er auf Brautschau ist. Im Wald waren noch weitere Bergfinken unterwegs. Plötzlich fiel ein knallroter Vogel auf: Ein Gimpelmännchen, wunderbar anzuschauen mit dem zartroten Bauch. Das Weibchen folgte ihm, weit besser getarnt. Die Spechte flogen uns regelrecht um die Ohren. Ein Buntspechtmännchen suchte sich zum Trommeln einen alten, abgebrochenen Aststummel direkt vor uns aus. Imposant, wie er immer wieder und weit herum hörbar kurz auf das tote Holz hämmerte. Vom Schwarzspecht vernahmen wir nur 3-mal ziemlich weit entfernte Kliöö-Rufe. An einer alten Tanne sahen wir aber deutliche, langgezogene Löcher. Hier hat er wohl nach Larven und Puppen oder Käfern gesucht. Ein Rotmilan trug bereits Nistmaterial in seinen Horst. Schon bald wird er mit der Eiablage beginnen. Der etwas melancholische Gesang der Misteldrossel erinnerte an eine Amsel. Erstaunlicherweise sangen in den Tannen keine Goldhähnchen und auch keine Tannenmeisen. Dafür zirrten Schwanzmeisen und der Mäusebussard suchte im dichten Wald am Boden nach Nahrung. Erstaunlich wie schnell er durch das Dickicht fliegen kann. Ebenfalls am Boden – in einem alten Obstgarten – suchten 3 Singdrosseln nach etwas Fressbarem. Bald werden sie von den Baumwipfeln ihren charakteristischen Gesang zum Besten geben. Am Schluss der Exkursion sass der Rotmilan für uns sehr schön sichtbar in einem Baum. Die Teilnehmer waren begeistert vom farbigen Federkleid dieses bei uns zum Glück wieder häufig gewordenen Greifvogels.

Die Antwort, ob es sich gelohnt hat aufzustehen, wäre wohl von den meisten Teilnehmern ein ganz klares „Ja“ gewesen.

Text & Foto: Franz Blöchlinger