Am 21.Mai 2022 machen sich 13 Birderinnen und Birder frühmorgens auf den Weg nach Konstanz-Wollmatingen. Da das Riet größtenteils nicht frei zugänglich ist, hat uns Stefanie einen Guide vom NABU organisiert. Vor dem Rundgang bekommen wir eine Übersicht über das 770ha große Naturschutzgebiet und die Bedeutung des Bodensee-Wasserstandes.
Bevor wir losspazieren, begrüßt uns bereits ein Grauschnäpper mit seinem „ziehenden“ Ruf. Ebenso hören wir den dominanten Gesang des Zilpzalp; Amseln und Buchfinken stimmen etwas später mit ein.
Auf dem Gottlieber Weg spazieren wir einen Kanal entlang, der auch öffentlich benutzt werden darf. Wir begegnen einem Stockentenpaar mit neun herzigen Jungen, brütenden Blässhühnern, Haubentauchern und Kolbenenten. Im Gebüsch macht sich zuerst die Mönchsgrasmücke bemerkbar und später auch die Gartengrasmücke. Diese beiden am Gesang zu unterscheiden ist sehr knifflig. Im Schilf flöten bereits die Teichrohrsänger, ihr nervöses Lied. Zu sehen bekommen wir sie nur mit etwas Glück und Geduld.
Kaum kommen wir aus dem Wäldchen ins freie Feld, präsentiert sich uns ein „rüttelnder“ Turmfalke!
Rot- und Schwarzmilane ziehen über uns ihre Runden und ein Milan hockt auf einem dürren Ast, in der Nähe seines Nestes und stellt sich zur Schau! Fotoapparate werden gezückt!
Im hohen Gras verstecken sich mehrere Rehe und in der niederen Fauna können wir hunderte sibirische Schwertlilien bestaunen! Ein wunderschönes, blaues Blütenmeer!
Am Ende des Weges führen uns die beiden Guides Heiko und Eric in den abgesperrten Bereich des Naturschutzgebietes. Immer wieder hören wir den Kuckuck und bald können wir ihn sichten, grösser als gedacht. Wir erfahren, dass nur das Männchen den bekannten Ruf ausstößt, um einerseits sein Revier zu verteidigen und um Weibchen anzulocken.
Inzwischen spazieren wir über ein weitläufiges, steppenartiges Gebiet. Ein Weißstorch stolziert durchs Gras und mehrmals entdecken wir Graureiher, gut getarnt im Geäst oder an Tümpeln.
Von Weitem sehen wir den sogenannten „Kormoranbaum“. So erzählen uns die Guides, dass Kormorane häufig in grossen Gruppen auf einem Baum nisten. Es scheint, als hätte man große, schwarze Tücher in den Baum gehängt.
Langsam nähern wir uns dem Wollmatinger Seebecken mit einer Beobachtungshütte. Schon von weitem hören wir das Gekrächzte der Flussseeschwalben. Sie haben ihre Nester auf extra angelegte Flosse gebaut. Am gegenüberliegenden Sandstrand tummeln sich Höckerschwäne, Kolbenenten, verschiedene Möwenarten, Graugänse, Blässhühner, Haubentaucher und Stockenten. Erst beim genaueren beobachten, entdecken wir einen Grossen Brachvogel, einen Grünschenkel und später etwa sechs Kampfläufer, die der Sandbank entlangspazieren.
Plötzlich geht ein Raunen durch die anwesenden Vogelfans. Eine Gruppe schwarzweißer Vögel kreist über der Bucht und lässt sich nieder. Kiebitze! Genial!
Wir können uns auf dieser ausgezeichneten Plattform fast nicht sattsehen und suchen immer wieder das Ufer nach neuen Entdeckungen ab. Und tatsächlich können wir kurz einen Flussregenpfeifer ausmachen. Ebenso eine Rohrweihe, die über dem Schilf eine Runde dreht. Einige Gruppenmitglieder, die das Picknick hinter der Hütte einnehmen, entdecken einen Gartenbaumläufer und einen Buntspecht, bereits den Zweiten heute.
Der Spaziergang geht weiter durch hohes Schilf und der Gesang des Teichrohrsängers begleitet uns weiterhin. Ebenfalls ist der Ruf des Kuckucks immer wieder von nah und fern zu hören. Heiko und Eric erzählen währenddessen begeistert von ihrer ehrenamtlichen Betreuung des Wollmatinger Riet und lassen uns an ihrem riesigen Wissen über die Vogelwelt im Riet teilhaben. Ganz nah hören wir einen Schwarzspecht rufen, können ihn aber leider nicht sehen. Ebenso ergeht es uns mit dem Rohrschwirl, dessen Drillern ich eher als Grille eingeordnet hätte.
Mehrmals sehen wir einen „kleinen, braunen Vogel“, den wir nur anhand des Gesangs als Fitis oder als Zilpzalp identifizieren können. Beide Arten bewohnen das Riet und bekommen wir zu sehen.
Einige Bäume finden wir verspinnt und eingepackt wie Christo-Kunstwerke vor. Es ist das Werk der Larven der Traubenkirschen-Gespinstmotte (Vielen Dank für die Bestimmung, Claudia).
Zu Guter Letzt entdeckt Heiko einen Neuntöter und zeigt uns stolz das Foto, denn wir konnten ihn im Gebüsch leider nicht entdecken.
Nach fünf spannenden und auch lustigen Stunden verabschieden wir uns von unseren Guides und machen uns glücklich auf den Heimweg!!
Folgende Vogelarten haben wir unterwegs ebenfalls beobachtet:
Rostgans, Schnatter- und Reiherente, Mäusebussard, Baumfalke, Flussuferläufer, Lach-, Sturm-, Mittelmeermöwe, Ringel- und Hohltauben, Mauersegler, Bachstelze, Zaunkönig, Nachtigall, Sumpfrohrsänger, Kohl- und Blau-, Bart- und Schwanzmeisen, Eichelhäher, Rabenkrähen, Haussperling, Star, Stieglitz, Rohrammer (insgesamt ca. 60 Arten)
Text: Regula Meier
Fotos: Stefanie Kollmann