In den letzten Jahren sind unzählige alte Rinder-Anbindeställe aufgegeben und die Tiere in neue, offene Laufställe umplatziert worden. Das mag aus Sicht des Tierschutzes gut sein, für die Rauchschwalben ist es aber oft ein Desaster, denn sie besiedeln die luftigen Laufställe – wenn überhaupt – nur zögerlich. In solchen Ställen fehlen den Schwalben nicht nur zugluftgeschützte Nischen und Ecken, sondern auch der schützende Deckenbereich über dem Nest.
In Deutschland konnte mit sogenannten Schwalbenboxen und Schwalbenwinkeln oftmals eine Ansiedlung in Offenställen erreicht werden, weshalb wir im vergangenen Jahr einen ersten Laufstall mit geschützten Brutorten ausgestattet haben. Versuchsweise wurden auch fertige Kunstnester montiert, damit die Schwalben eine Auswahl haben. Schwalbenboxen sind Holzboxen mit einem Kunstnest darin; in Schwalbenwinkeln müssen die Schwalben hingegen selbst ein Nest bauen.
In der Zwischenzeit haben wir mehrere Schwalbenwinkel im Raum St. Gallen produziert und geben diese zum Selbstkostenpreis von Fr. 19.50/Stück ab. Es würde uns freuen, wenn auch in Ihrer Region Laufställe damit ausgerüstet würden.
Anfragen bitte an BirdLife St. Gallen-Bodensee (birdlife.sgb@gmail.com).
Wie schnell die Rauchschwalben die angebotenen Nisthilfen annehmen, ist immer von mehreren Faktoren abhängig (Erfahrungen in Deutschland):
- Je grösser eine Kolonie ist, desto rascher erfolgt eine Entdeckung und Besiedelung. „Alte“, bewirtschaftete Kuhställe weisen immer noch die höchste Nestdichte auf, daneben errichtete Laufställe werden zögerlich, oft erst nach zwei Jahren besiedelt.
- Je grösser das Angebot an Schwalbenboxen und Schwalbenwinkeln ist, desto schneller erfolgt in der Regel die Annahme.
- Stallungen mit grossen Deckenventilatoren wurden bis jetzt nicht besiedelt.
- Schwalbenwinkel können nicht nur an der Wand, sondern auch im Bereich der Decke oder des Gebälks angebracht werden, da sie Schutz von der Seite und von oben bieten.
- Wenn der Boden um den Stall völlig versiegelt ist, lohnt sich die Anlage einer Lehmpfütze, damit die Schwalben Nistmaterial zur Verfügung haben.
Text & Fotos: Franz Blöchlinger
Quelle: „Der Falke“ 4/2021