Um 7.45 Uhr haben wir uns im Osten der Stadt vor dem Eingang des Ostfriedhofs bei Guggeien getroffen. Der angesagte Föhnsturm raschelt bereits kräftig durch die Bäume und wir befürchten, dass wir an diesem Morgen nicht allzu viel sehen werden.
Im Friedhof drin hören wir aber dennoch einige Vögel. Sommergoldhähnchen, Zilpzalp und Buchfink rufen gut versteckt aus den Büschen. Etwas weiter vorne stossen wir dann auf einen Meisentrupp in der Hecke. Viele Kleinvögel huschen um uns herum: weitere Zilpzalpe, Blau- und Kohlmeisen, ein später Grauschnäpper und sogar eine schöne Haubenmeise können wir aus nächster Nähe, aber verdeckt durch das Blätterdach, beobachten.
Der Ostfriedhof setzt auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der ungenutzten Flächen. Trockene Ruderalflächen oder extensive Blumenwiesen sind weniger pflegeintensiv, schön anzuschauen und unglaublich wertvoll für die Biodiversität!
In der nächsten Hecke entdecken wir eine Singdrossel und zwei Amseln, die sich mit den Eiben-Arilli die Bäuche vollschlagen. Die Kerne sind für Menschen giftig, den Vögeln empfehlen wir deshalb gemässigten Verzehr! 😉 Vielleicht verzichten sie aber auch bewusst auf die gefährlichen Kerne, wer weiss.
Weiter vorne bestaunen wir die Halbhöhlen-Nistkästen, die der NVS für die Gartenrotschwänze montiert hat. Bis vor einigen Jahren hatte es auf dem Friedhofareal singende Männchen! Mit den Kästen hofft man, den seltenen Brutvogel wieder ansiedeln zu können. Die Kombination aus extensiven Flächen, Nistmöglichkeiten und Sitzwarten ist auf alle Fälle vielversprechend.
Am Waldrand windet es stark und wir hören nicht mehr viel, dafür ziehen ab und zu einige Zugvögel dem Föhn entgegen gen Süden. Einige Ringeltauben, Buchfinken, Stare und Rauchschwalben schiessen zielstrebig an uns vorbei. Etwas weiter vorne zeigt uns Franz die ausgeschossenen Fenchel und Wildkarotten, die das Friedhofteam mit Bedacht stehengelassen hat. Das ungeschulte Auge mag diese als „unordentlich“ abstempeln. Für die Natur ist es jedoch ein Segen: zwei riesige, wunderschöne Schwalbenschwanz-Raupen tun sich an den Pflanzen gütlich und werden sich wohl auch an ihnen verpuppen.
Kaum haben wir die Exkursion beendet und uns in Richtung Ausgang begeben, entdecken wir noch einen Eichelhäher. Wir können ihn schön dabei beobachten, wie er eine Eichel versteckt und dann mit Blättern zudeckt. Im Winter wird er sich hoffentlich wieder an dieses Versteck erinnern können. 😋
Trotz Wind haben wir an diesem Sonntagmorgen viele Arten sehen und hören können. Über 30 Vogelarten und zwei Insekten haben wir gesehen, als wir uns auf den Weg machen ins warme Zuhause für den Brunch.
Bericht: Ruben Lippuner
Fotos: Ruben Lippuner und Franz Blöchlinger